Predigtupdates für gewöhnlich Montags gegen 10:00 Uhr.
Chère lectrice, cher lecteur!
Le résumé en français suit la version allemande.
Wie weit ist der Horizont?
Und wie können wir von Gott reden?
Auf den ersten Blick haben diese beiden Fragen wenig miteinander zu tun. Doch der erste Eindruck täuscht.
Wie weit ist also der Horizont?
Mit einem Geodreieck, dem Maß des Erdradius und dem Satz des Pythagoras ist schnell eine Antwort ausgemacht. Zum Beispiel: Am Strand ist der Horizont knappe 5 km entfernt. Auf einer Klippe sind es dann schon etwa 17 km. Auf einem hohen Aussichtsturm 36 km. Aus einem Flugzeug sind es 360 km. Es kommt also darauf an, wo wir uns befinden! Vielleicht zieht es Menschen deshalb in die Berge. Nirgends sonst kann man so weit sehen.
Vielleicht sehnen sich Menschen deshalb nach dem Meer. Nirgends sonst ist der Horizont so nah. Dennoch ist und bleibt der Horizont unendlich weit entfernt. Kein Mensch wird je die Horizontlinie berühren. Wer in ein Boot steigt, um sich dem Horizont zu nähern, von dem wird er sich gleichermaßen entfernen.
Den Horizont zu sehen ist eine Sache. Aber wie lässt sich davon reden? Soll man von einer Linie sprechen, die Meer und Himmel trennt, die unendlich weit und doch unmittelbar ist, die manchmal messerscharf und klar ist, und schon wenig später ändert sich das Licht und Himmel und Erde verschwimmen ineinander?
Jede Beschreibung bleibt meilenweit weg von dem, was der Horizont ist und was jemand empfindet, der ihn sieht. Wie weit der Horizont ist, hängt auch davon ab, wo wir sind. Berühren wird ihn kein Mensch, denn er verschiebt sich, indem wir uns ihm nähern.
Ein wenig ist es auch so mit Gott. Genauer: mit unseren menschlichen Versuchen, von Gott zu reden. Wie können wir von Gott reden?
Gott übersteigt den Horizont unseres Denkens und Redens. Davon schreibt Paulus im Römerbrief:
Römer 11,33–36
33 O Tiefe des Reichtums, der Weisheit und der Erkenntnis Gottes! Wie unergründlich sind seine Entscheidungen und unerforschlich seine Wege! 34 Denn wer hat den Sinn des Herrn erkannt, oder wer ist sein Ratgeber gewesen? 35 Wer hat ihm etwas geliehen, und es müsste ihm von Gott zurückgegeben werden? 36 Denn aus ihm und durch ihn und auf ihn hin ist alles. Ihm sei Ehre in Ewigkeit, Amen.
Diese Worte schreibt Paulus in seinem letzten Brief. Zahlreiche Erfahrungen mit Gott gehen diesen Worten voraus: „Wort für den Tag“ weiterlesen